Infertilität, also im alltäglichen Sprachgebrauch Unfruchtbarkeit genannt, ist definiert als das Ausbleiben einer Schwangerschaft bei einem Paar trotz regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs über einen Zeitraum von einem Jahr. Etwa 25–30 % der Ursachen für Infertilität liegen beim Mann. In etwa 10 % der männlich bedingten Infertilitätsfälle finden sich im Ejakulat keine reifen Spermien – ein Zustand, der medizinisch als Azoospermie bezeichnet wird. Etwa 0,8–1 % der Männer sind azoospermisch.
Bei diesen Patienten liegt die Ursache meist in einer Störung der Spermienproduktion. Seltener auftretende chromosomale Anomalien sollten untersucht, hormonelle Tests durchgeführt und – wenn keine Auffälligkeiten festgestellt werden – mittels TESE (testikuläre Spermienextraktion) Spermien direkt aus dem Hodengewebe chirurgisch entnommen werden. Studien zeigen, dass bei geeigneten Patienten durch TESE in 43,7 % der Fälle Spermien gewonnen werden können. In unserer Klinik liegt diese Rate mit der Mikro-TESE-Methode bei etwa 65–70 %.
Bei Patienten, bei denen trotz zweimaliger TESE kein reifes, also maturiertes Spermium gefunden werden konnte, wenden wir eine Methode an, die als ROSI bekannt ist – auf Englisch „Round Spermatid Injection“, was die Injektion einer runden Spermatide (runde Vorläuferzelle des Spermiums) bedeutet.
Die erste Vorläuferzelle, die sogenannte Primordialkeimzelle, teilt sich mitotisch zu Spermatogonien, die sich wiederum durch Mitose in primäre Spermatozyten umwandeln. Diese drei Zelltypen enthalten jeweils 46 Chromosomen und sind nicht in der Lage, eine Eizelle zu befruchten. Die primären Spermatozyten unterziehen sich der ersten meiotischen Teilung und reduzieren ihr genetisches Material auf 23 Chromosomen, wodurch sie zu sekundären Spermatozyten werden. Es folgt eine zweite meiotische Teilung, aus der die runde Spermatide hervorgeht – eine unreife Vorläuferzelle des Spermiums, die sich noch keiner Metamorphose unterzogen hat, also morphologisch noch nicht ausgereift ist.
Die runde Spermatide ist die letzte Stufe vor dem reifen Spermium.